20 Jahre historisches Klassenzimmer, Druckerei-Museum und Heimatstube der Sudetendeutschen
Verfasst: 04.09.2023, 22:19
Zum Internationalen Museumstag am 18. Mai 2003 wurden im Lauterbacher Hohhaus-Museum das historische Klassenzimmer, das Druckerei-Museum und die Heimatstube der Sudetendeutschen eingeweiht. Am kommenden Sonntag, dem 10.09.2023 wird nun zum „Tag des offenen Denkmals“ eingeladen, zu Vorträgen, Filmvorführungen und Feierlichkeiten des 20-jährigen Bestehens.
Das Druckereimuseum
Das Schulzimmer aus der Kaiserzeit
Die Heimatstube der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Das Druckereimuseum
Lauterbacher Anzeiger hat geschrieben:"Wir waren mit den Helfern mehrmals in dem Raum, in dem das Druckerei-Museum – er war früher der Turnraum des Kindergartens – untergebracht werden sollte und haben beratschlagt wie alles eingerichtet werden soll. Irgendwann haben wir dann die Ärmel hochgekrempelt und angepackt. Es war eine Menge Arbeit", erinnert sich Schriftsetzer Otto Winterholler. Geholfen haben damals Hartmut Hansel, Hermann Weishaupt, Manfred Pachten, Dietmar Weitzel, Burkard Woltert, Carsten Schuldes, Werner Schmidt, Rudolf Dietrich und Otto Winterholler für die Abteilung Handsatz und Druck. Während Helmut Ritter und Dr. Olaf Ehrenklau die Linotype-Bleisetzmaschine in mühevoller Kleinarbeit restaurierten. Dieser „Eiserne Kollege“ war von 1926 bis 1980 bei der Druckerei Ehrenklau in Lauterbach unter anderem zum Satz des Lauterbacher Anzeigers im dauerhaften Betrieb. Letztmalig wurden mit dieser Setzmaschine aus Anlass des Gildefestes der Druckerzunft im September 1982 in Lauterbach auf dem Marktplatz Zeilen in Blei gegossen. Bis 2003 fristete er ein recht unbeachtetes Dasein in einer Remise des Museums. Dieter Wohlfahrt und Otto Winterholler reparierten an einigen Abenden den Original Heidelberger Tiegel, der aus den 1950er Jahren stammte und ehemals bei der Druckerei Stein und Weishaupt treue Dienste tat. Mit dem Ankauf eines Boston-Tiegels aus der Nähe von Bad Hersfeld war die Bestückung mit Maschinen perfekt. Die Handsatz-Schriften stammten aus den Beständen der Druckereien Stein und Weishaupt sowie Ehrenklau in Lauterbach. Außerdem wurden noch zahlreiche Literatur und einmalige Unterlagen wie Gautschbriefe, Meisterbriefe, Gesellenbriefe sowie wertvolle Bücher von verschiedenen Gönnern zur Verfügung gestellt. Die Firmen JD-Druck und Hans Euler vom Druckhaus Lauterbach spendierten Papier und Farbe für die Druckerei.
Das Druckerei-Museum ist in weitem Umkreis das einzige „lebendige Museum“ dieser Art, nur in Darmstadt im Haus für Industriekultur sowie im Gutenberg-Museum in Mainz findet man solche Druckerei-Einrichtungen, wo richtig gesetzt und gedruckt wird. Es hat sich auch bewährt und die Besucher fühlen sich in die Zeit der 1970er Jahre zurück versetzt. Das Druckerei-Museum entspricht absolut der Einrichtung einer kleinen Akzidenzdruckerei, wie es sie in vielen Städten und Gemeinden bis in die 1980er Jahre noch zahlreich gab. Beim Gespräch wird man oft von Besuchern nach Kollegen „von de Ziedung“ (gemeint ist der Lauterbacher Anzeiger) gefragt, die im weiten Umkreis bekannt waren.
Dabei gehen die Unterhaltungen zu Kollegen und „Jünger der Schwarzen Kunst“, die nicht mehr unter uns sind – wie der ehemalige Redaktionsleiter vom LA, Hugo Katzer, oder der im Jahr 2009 tödlich verunglückte Schriftsetzer Hartmut Hansel aus Lautertal-Hörgenau, der fast 40 Jahre bei der Firma Ehrenklau und beim Lauterbacher Anzeiger gearbeitet hatte.
Viele Touristen konnten ebenfalls in den zehn Jahren begrüßt werden. Waren dabei „Jünger der Schwarzen Kunst“ – also ehemalige oder noch im Beruf stehende – Schriftsetzer, Buchdrucker oder Buchbinder kam man schnell ins Fachsimpeln. „Einmal war ein ehemaliger Maschinensetzer aus dem Frankfurter Raum bei uns zu Gast, der über 40 Jahre an einer Linotype gearbeitet hatte. Dem standen die Tränen in den Augen als er unsere Linotype sah, und sofort begann ein schönes Gespräch über die Traditionen des Johannes Gutenberg“, so Otto Winterholler. Besonders für Kinder ist es immer fast ein Abenteuer, wenn man ihnen erklärt wie noch vor 30 Jahren gesetzt und gedruckt wurde, und sie können dann ihren Namen absetzen und auch selbst drucken. „Cool“ bis „saucool“ oder „geil“ bekommen die Helfer dann täglich mehrmals zu hören. Heute sind bei den Vorführungen die Schriftsetzer Helmut Wink und Otto Winterholler für die Abteilung verantwortlich. Mehrere hundert Besucher konnten sich seit 2003 ein beredtes Bild machen über die „Schwarze Kunst“ und wie sie in Lauterbach von den Jüngern des Johannes Gutenberg hoch gehalten wird.
Das Schulzimmer aus der Kaiserzeit
Lauterbacher Anzeiger hat geschrieben:In der Remise des Hohhaus-Museums fand Museumsleiter Wolfgang Wiehl einige von der Schule in Angersbach stammenden und seiner zeit von Walter Kniepert besorgten und bewahrten alten Schulbänke. Mit dem damaligen Hausmeister Karl Schäfer und später mit Dieter Weinberger wurde im Raum über der Druckerei Platz für ein kleines Klassenzimmer geschaffen. Karl-Heinz Hanitsch und Herbert Greb gesellten sich zu Wolfgang Wiehl, und die drei Pädagogen besorgten in mühevoller Arbeit Einrichtungsgegenstände, die notwendig sind, um eine Schulatmosphäre der "Kaiserzeit" zu schaffen: z.B. eine große Schiefertafel aus der alten Landwirtschaftsschule am Lauterbacher Steinweg, ein Schulharmonium aus Stockhausen, ein Katheder aus dem Besitz von Walter Hansel, weitere Schulbänke von Frau Illies aus Schlitz, eine "Eselsbank" vom Dachboden der Hebloser Kirche und viele Anschauungsmaterialien aus diversen Schulen des Vogelsbergkreises. Eine Broschüre, die allgemeine Schulgeschichte beleuchtet und ein Lese- und Schreibheft für die Hand des Schülers waren weitere Voraussetzungen, um dem Anspruch der Pädagogen zu genügen, Besuchergruppen etwas von der Schulwirklichkeit vergangener Zeiten erfahren zu lassen. Der leider viel zu früh verstorbene Herbert Greb richtete im Nebenraum des Klassenzimmers ein kleines Schulmuseum ein, das mit vielen Exponaten liebevoll gestaltet und gut ausgestattet ist. Zu den drei Lehrern gesellten sich später noch Armin Stöppler, Helmut Totzek, Heinrich Meyer und Ursula Glitsch hinzu. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre nahmen viele hundert Besuchergruppen am "Unterricht" im historischen Klassenzimmer teil. Das Fernsehen berichtete wiederholt vom historischen Unterricht. Pädagogische Institute hielten hier ihre Seminare ab und es wurden sogar pädagogische Diplomarbeiten über "Schule als Spiegel sozialer Geschichte" mit den praktischen Erfahrungen im Museumsunterricht geschrieben.
Die Heimatstube der Sudetendeutschen Landsmannschaft
Hinweis: Die Heimatstube der Sudetendeutschen Landsmannschaft wird aufgrund der geplanten Umbauarbeiten am Gebäude zum Jubiläum bedauerlicherweise nicht zugänglich sein.Lauterbacher Anzeiger hat geschrieben:Die Sudetendeutsche Landsmannschaft präsentierte in einer würdigen Feierstunde im Rokokosaal zwei Frauentrachten und eine Männertracht aus dem Sudetenland, die Anton Lerch besorgt hatte. Sie und andere Gegenstände sind jetzt in der Sudetendeutschen Heimatstube im Hohhaus ausgestellt. Eine Vitrine für die Exponate wurde von Siegbert Ortmann gestiftet. Mitwirkende der Feierstunde waren auch die Mitglieder der "Egerländer Hutscha Stubm" Maar.